Es wird ruhiger.
Die Angst vor der Flut wandelt sich in gespannte Ruhe.
Die Pegel werden heruntergerechnet, in Hitzacker wird die Evakuierung ausgesetzt.
Dank der vielen fleißigen Helfer und der langen Vorwarnzeit sind hier nun alle gut vorbereitet.
Zeit, einige Momente der letzten Tage festzuhalten.
Einer der für mich bewegensten geschah gestern Abend:
Im Kindergarten wurde über das Hochwasser gesprochen, gemalt, gebastelt und eine Fotocollage erstellt und trotzdem ist es schwer für die Kinder zu begreifen warum Sirenen heulen, Kolonen mit Blaulicht von THW, Feuerwehr und Bundeswehr durch die Strassen rasen, die älteren Kinder und Erwachsenen ständig weg müssen um Sandsäcke zu schaufeln und diese zum Deich zu bringen.
Es ist doch herrlichstes Sommerwetter und seit Tagen kein Tropfen Regen.
Meine Kinder sind still, sitzen auf der Wiese vorm Haus. Ab und zu stellen sie Fragen und ich versuche sie so gut wie möglich kindgerecht zu beantworten.
Sie wollen auch helfen und sehen was los ist.
In den Sandsackabfüllstationen ist die Hölle los dort ist es für Kinder viel zu gefährlich.
Nach einigen überlegen entschließe ich mich mit den Kinder vor Ort zu fahren,
nach Hitzacker auf den Weinberg, an einem Ort an dem man gut sehen kann aber niemanden im Weg steht.
Die Kinder schauen auf die Elbe, stellen Fragen. Einige ältere Bewohner blicken angstvoll auf ihr Städtchen unterhalten sich über vorangegangene Fluten, schlimme Erinnerungen.
Die Kinder hören mit etwas Abstand zu, zuerst noch scheu, bis Nina ein 4-blättriges Kleeblatt aus der Hosentasche hervorkramt, das sie am Nachmittag auf der Wiese gefunden hat und es einer alten Frau bringt die den Tränen nah ist und mit den Worten übergibt: "Das ist für dich. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, denn alle Menschen arbeiten Tag und Nacht dafür das dies nie wieder passiert!"
Die alte Frau lächelt, nimmt sie in den Arm und drückt sie ganz fest.